Doktorarbeit über Yoga

Unsere Kollegin Lena hat ein Pilotprojekt an der Uni Augsburg gestartet, indem sie Yoga den Unimitarbeitern näher bringt. Der Arbeitstitel lautet YOGA – ein nachhaltiger Weg im Betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Das Projekt wird aufgrund der angenommenen Relevanz für die Betriebliche Gesundheitsförderung für 20 Monate von der Techniker Krankenkasse finanziell gefördert und findet am Lehrstuhl für Sportpädagogik unter der Leitung von Prof. Brandl-Bredenbeck statt.

Im Rahmen ihrer Doktorarbeit wird sie dieses Projekt vorstellen, durchführen und über die Ergebnisse berichten. Sehr spannend!!!!

In ihrer Skizze zum Pilotprojekt schreibt sie über bereits untersuchte positive Wirkungen von Yoga:

Yoga als ganzheitliche und nachhaltige Maßnahme im BGM 

Yoga besitzt das Potenzial, die Ziele der Betrieblichen Gesundheitsförderung erfolgreich anzusteuern. Yoga erfreut sich derzeit einer bemerkenswerten Beliebtheit und scheint gerade in der Berufsgruppe der Angestellten und Beamten besonderes Potenzial zu besitzen (BDY 2014). Die Beliebtheit ist nicht zuletzt auf die angenommenen und vielfach auch wissenschaftlich erwiesenen positiven Wirkungen verschiedenster Art zurückzuführen. Viele Studien belegen gerade auch die gesundheitsförderlichen Vorzüge im direkten Vergleich mit anderen Gesundheits(-sport)programmen und verweisen auf die besondere Eignung von Yoga, als Schlüsseldisziplin mehrere Problemlagen gleichzeitig an der Wurzel anzugehen. Seine Wirkungen reichen wissenschaftlichen Studien zufolge weit über Wirkungen im Be- reich der subjektiven Beurteilung von Entspannungsfähigkeit, Wohlbefinden und Lebensqualität hinaus (vgl. Brandt, 2004a).

Die Studien legen nahe, dass sich Yoga sowohl hinsichtlich dieser Parameter, als auch bei der Verringerung von Symptomen wie Angst, Stress und depressiven Stimmungen als gleichermaßen bzw. besser geeignet erweist, als reine, herkömmliche Entspannungsverfahren wie beispielsweise Autogenes Training (vgl. Traitteur, 2013; Brandt, 2004b). Im Vergleich mit Kontrollgruppen, die andere, bei der jeweiligen Symptomatik etablierte Interventionen durchführten, waren bei Yogainterventionen Linderungen von Schmerzleiden (z.B. Migräne), aber auch Verbesserungen der Schlafqualität in überproportionalem Maße zu beobachten (vgl. Büssing, Ostermann, Lüdtke & Michalsen, 2012; Khalsa, 2004).

Zudem ließen sich statistisch signifikante Veränderungen medizinischer Parameter im engeren Sinne nachweisen, die Yoga als gleichermaßen gesundheitsförderlich einzuordnen erlauben: Eine 2014 publizierte Meta-Analyse zu kardialen Risikofaktoren zeigte, dass Yoga-Übungen die gleiche Schutzwirkung – gemessen an als positiv zu sehenden Veränderungen des Blutdrucks, des Body Mass Index (BMI), des Cholesterinwertes, des Körpergewichts und der Herzfrequenz – besitzen, wie 30 min Ausdauersport pro Tag (vgl. Chu, Gotink, Yeh, Goldie & Hunink, 2014). Andere Studienergebnisse verweisen auf signifikante Verringerungen von Entzündungswerten durch Yoga (vgl. Kiecolt-Glaser, Bennett, Andridge, Peng & Shapiro 2014) sowie auf als positiv gewertete Veränderungen der Gehirnstruktur (genauer der Dichte der grauen Hirnsubstanz) in Bereichen, die mit Selbstwahrnehmung, Anteilnahme und Selbstbeobachtung in Verbindung gebracht werden sowie in solchen, die an der Verarbeitung von Angst und Stress beteiligt sind (vgl. Hölzel, Carmody, Vangel, Congleton, Yerramsetti, Gard, & Lazar, 2011).

Als besonders bemerkenswert – gerade mit Blick auf den Arbeitsort Universität – sind jedoch auch die beachtlichen Wirkungen hervorzuheben, die Yoga im Vergleich mit konventionellen therapeutischen Verfahren beim deutschen Volksleiden »Rückenprobleme« verbuchen kann. Eine Studie von Sherman et. al. (2005) zur Behandlung chronischer Rückenleiden zeigte, dass sich die Beweglichkeit und Schmerzsymptomatik in einer Yogaübungsgruppe deutlicher verbesserte als es in Vergleichsgruppen (mit ebenfalls geeigneter Intervention) der Fall war. Auch hinsichtlich der oben bereits thematisierten Nachhaltigkeitsproblematik von Interventionsmaßnahmen schnitt die Yogagruppe wesentlich besser ab (vgl. Sherman, Cherkin, Wellman, Cook, Hawkes, Delaney & Deyo, 2011). Die Befunde einer ähnlich gelagerten Studie von Traitteur (2013) mit dem Fokus »chronische Nackenprobleme« konnten diese Einschätzungen bestätigen.

Zahlreiche Indikatoren, so lässt sich der Tenor jüngerer Studien verstehen, weisen darauf hin, dass Yoga überzeugendere Ergebnisse hinsichtlich der physischen Gesundheit erzielt als konventionelle physiotherapeutische Maßnahmen. Nicht zu vernachlässigen ist zudem, dass Yoga offenkundig auch – gewissermaßen als »Nebeneffekt« – positive Einflüsse auf essentielle Bestandteile der psychischen Gesundheit (wie Wohlbefinden, Stressempfinden und Entspannungsfähigkeit) zeitigt.

Diese Befunde schaffen insgesamt den Anreiz für das anvisierte Modellprojekt, im Zuge dessen eine fundiert konzipierte, therapeutische Form des Yoga als möglichst ganzheitliche Einzelintervention hinsichtlich der Gesundheitsförderung der Beschäftigten der Universität Augsburg eingesetzt und auf sein Potential hin überprüft werden soll, sich auf das universitätsspezifische Umfeld betreffende arbeitsinduzierte Problemlagen positiv auszuwirken.